Die fortschreitende Globalisierung der Märkte und die schnelle und weltweite Verbreitung besonders der amerikanischen Produkte, werden von den Globalisierungsgegnern kritisiert. Sie sprechen von der „Mc Donaldisierung“ der Welt und sehen darin eine Gefahr für die lokalen Kulturen. Ich denke, diese Entwicklung wurde speziell von dem bei den Amerikanern so beliebten Vertriebssystem des „Franchisings“ vorangetrieben, einer Unternehmensform, bei der ein Rechteinhaber seine Privilegien an Dritte verkauft – oder eher verpachtet, und das geht so:
Wenn jemand ein Privileg an einer Ware oder einer Dienstleitung besitzt, zum Beispiel ein Patent auf eine Technologie, ein Urheberrecht, ein Geheimrezept oder eine bestimmte Produktionsform, so braucht er sein Know-how nicht selbst zu vermarkten. Er kann auch bequemer Nutzen daraus ziehen und seine Rechte oder sein Wissen an einen oder mehrere Dritte verkaufen. Er ist damit ein Franchise-Geber. Seine „Franchise-Nehmer“ können dann mit den erkauften Lizenzen eigenverantwortlich am Markt tätig werden und versuchen, damit für sich einen Gewinn zu erzielen. Geber und Nehmer agieren partnerschaftlich jeweils als selbständige Kaufleute, wobei allerdings die Franchise-Geber meist eine stärkere Marktmacht haben. Heute gibt es weltweit über 12.000 Franchise-Geber, vorwiegend in Amerika, und etwa 800.000 Franchise-Nehmer in aller Welt. Auch in Europa nimmt Franchising als Vertriebsform langsam zu. „Spitzenreiter“ ist hier Deutschland mit etwa 950 Systemen.
Franchising ist aber keineswegs die Erfindung amerikanischer Globalisierungsfreunde. Vielmehr hat der Begriff seinen Ursprung im mittelalterlichen Frankreich. Dort bezeichnete man damit den Verkauf von Privilegien der Krone an Vertrauensleute, die dann auf eigene Rechnung diese Privilegien wahrnahmen. In Großbritannien übernahmen die Königshäuser das Verfahren und verkauften vertrauenswürdigen Gefolgsleuten zum Beispiel das Privileg zur Steuereinnahme. Im 19. Jahrhundert übernahmen die Amerikaner den Begriff in ihr Vokabular und bezeichneten zunächst damit die Vergabe von Rechten zum Bau der neuen Eisenbahnlinien,
Die ersten „Pioniere“ des Franchising in der heutigen Form kamen mit dem Amerika der Frühindustrialisierung. Den Beginn machte 1860 die “Singer Sewing Machine Company”. Sie gestattete fahrenden Händlern, die Singer-Nähmaschinen auf eigene Rechnung und in eigenem Namen zu vertreiben. General Motors, Coca-Cola und Snap on Tools wählten dann ebenfalls dieses System.