Sodbrennen, auch Reflux genannt, ist eine echte Volkskrankheit. Medizinische Studien und Umfragen haben ergeben, dass ungefähr 7 Prozent aller Deutschen unter dem unangenehmen Brennen in der Speiseröhre leiden.

Die Ausprägung der Symptome und das Ausmaß der Beschwerden ist hierbei allerdings von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Therapiemöglichkeiten gibt es, werden aber oftmals nicht optimal ausgenutzt.

Die Medizin beschreibt das Krankheitsbild mit dem schönen Fachwort “Refluxoesophagitis”. Damit auch Sie verstehen, wovon der Arzt redet, und in der Lage sind, ihre Beschwerden selber zu lindern, soll im Folgenden erklärt werden…

1. … was Sodbrennen überhaupt ist, und …
2. … wie man sich verhalten kann.

Der Normalzustand

Der Magen ist das Organ, in dem unsere Nahrung gelagert und vorverdaut wird. Um komplexe Eiweiße, wie sie beispielsweise in Fleischprodukten vorkommen, für die nachfolgende Darmpassage in artgerechte “Häppchen” zu zerkleinern, benötigt der Magen viel Säure. Die Säure greift mit einem enormen pH-Wert von 1-2 die Nahrung an. Gleichzeitig ist die Magenschleimhaut gegen diese Säure geschützt, sonst würde der Magen sich selbst verdauen.

Die Speiseröhre hat diesen Schleimhautschutz nur sehr begrenzt und ist im Normalzustand durch einen Schließmuskel am Mageneingang (Kardia) gegen den Rückfluss von Magensäure geschützt.

Wodurch entsteht Sodbrennen?

Im Falle des Sodbrennens ist dieser Schließmuskel defekt und es kommt zum Säurerückfluss (=Reflux). Gründe liegen manchmal in einer vermehrten Säureproduktion, der gegenüber der Muskel machtlos ist. In den meisten Fällen ist allerdings der Schließmuskel defekt (Kardiainsuffizienz).

Oftmals geht diese Insuffizienz des Schließmuskels auch mit einer sogenannten Hiatushernie einher. Dabei handelt es sich um einen Eingeweide-Bruch, wie er auch an der Bauchwand vorkommen kann – nur dass in diesem Fall der Magen teilweise durch das Zwerchfell in den Brustraum hineinbricht. Dann kann der Schließmuskel, der sich normalerweise genau auf Höhe der Zwerchfellenge befindet, natürlich nicht mehr vernünftig arbeiten.

Woran merkt man Sodbrennen?

Die Symptome sind durch brennenden Schmerz im Brustbereich gekennzeichnet, vor allem nach dem Genuss von Mahlzeiten, insbesondere Kuchen oder Süßspeisen. In diesen Momenten ist der Magen nämlich voll, es wird viel Säure produziert, und die sucht sich dann ihren Weg nach oben.
Da auch Säure der Schwerkraft folgt, hat man die Beschwerden außerdem vor allem im Liegen (beispielsweise nachts) oder beim Bücken und Heben von Gegenständen.

Auch Tabak und Alkohol verstärken die Beschwerden.

Der Brustschmerz kann übrigens leicht mal mit den Symptomen eines Herzinfarktes verwechselt werden und bedarf dringender Abklärung. Unterschied ist vor allem das Auftreten speziell nach Mahlzeiten – ein Herzinfarkt schmerzt hingegen immer.

Weitere Symptome können auch Husten oder Halsschmerzen sein, wenn die aufsteigende Säure bis in den Hals steigt und dort die Schleimhaut schädigt.

Was passiert bei Sodbrennen?

Die Säure gelangt immer wieder in die Speiseröhre und verwechselt die dortige Schleimhaut sozusagen mit Nahrungsbrei, den es zu zersetzen gilt. Die Säure greift also die Schleimhaut an und sorgt für eine chronische Entzündung, die natürlich schmerzt. Die Schleimhaut wird dünn und schwach und ist besonders empfindlich für Schmerzen.

Es kann im längeren Verlaufe einer Refluxoesophagitis zu Blutungen, Geschwüren und Verengungen kommen, zudem ist ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs nachgewiesen worden. Da dieser immer noch einer der schlechtbehandelbarsten Tumore von allen ist, lohnt sich also ein Gang zum Arzt und eine Speiseröhren-schonende Lebensweise.

Was kann der Arzt gegen Sodbrennen tun?

Mithilfe der Anamnese und einer Speiseröhren- und Magenspiegelung kann der Arzt die Diagnose stellen, viele Internisten und Allgemeinmediziner machen das ambulant in der eigenen Praxis. Der Facharzt, dessen Spezialgebiet Sodbrennen ist, ist der Hals Nasen Ohren Arzt.

Daraufhin erfolgt die Behandlung mit mehreren möglichen Medikamenten. Die sogenannten Antazida (wie Alka-Seltzer) beispielsweise neutralisieren den Magensaft, sind aber nur für die kurzfristige Behandlung geeignet, da sich der Organismus sonst anpasst und einfach mehr Säure produziert.

Am besten wirksam und daher auch Standardmedikamente ist ein sogenannter Protonenpumpenblocker wie Omeprazol oder Pantozol. Säure besteht aus Protonen und wird mithilfe von Pumpen aus den Zellen der Magenschleimhaut ins Mageninnere befördert. Blockt man diese Pumpen, entsteht also schlicht und ergreifend weniger Säure. Die Schleimhaut wird geschont und für die Verdauung genügt der übrigbleibende Rest Säure auch. Zusätzlich gibt es operative Möglichkeiten, die aber schweren Fällen vorbehalten sein sollten. Einfach mal den Arzt darauf ansprechen.

Was kann man selbst gegen Sodbrennen tun?

Dies ist der anstrengendere, aber gleichzeitig wirkungsvollere Teil. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied: Die Anpassung der eigenen Lebensweise bedarf anfangs einiger Kraft – wenn sich aber nach einigen Tagen oder Wochen die Beschwerden merklich lindern, möchte man gar nicht mehr zurück in das alte, gesundheitsschädigende Verhalten.

Was kann man also ändern?

Im Vordergrund steht der eigenen Gesundheit zuliebe der Verzicht auf fettiges Essen, da Fett besonders schwer im Magen liegt und somit besonders viel Säure benötigt. Das bedeutet also: Kartoffeln statt Pommes, pflanzliche Margarine statt Butter, mehr Obst und Salate. Fisch ist besser als Hähnchen ist besser als Schweine- oder Rindfleisch.

Man muss deswegen nicht gleich auf alles Leckere verzichten: Einfach öfter mal gesund kochen oder beispielsweise bis Mittag nur Obst essen und danach normal weitermachen. Obst geht ganz schnell durch den Magen und belastet ihn fast gar nicht.

Alkohol- und Nikotinverzicht sind absolut lohnenswert und sowieso gesund. Wer ernsthaft beschwerdefrei leben möchte, sollte hier ernst machen.Gewichtsreduktion ist sehr zu empfehlen. Wer weniger mit sich herumschleppt, hat weniger Druck im Bauchraum und weniger Druck bedeutet auch weniger Rückfluss von Säure in die Speiseröhre. Akut lindern kann man die Beschwerden durch Hochstellen des Kopfteils im Liegen. Dadurch bleibt die Säure unten und kann nicht in die Speiseröhre fließen.

Grundsätzlich gilt also: Man kann selber viel tun, aber es ist erst einmal eine Umstellung, die nicht immer leicht fällt. Jeder sollte mit kleinen Schritten anfangen, diese dann aber auch ernst nehmen. Schließlich geht es um den eigenen Körper und da kann einem niemand helfen, wenn man es nicht selber will.

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